CeMeT gegründet

Center for Metagenomics: Ein Meilenstein für die Medizin der Zukunft in Tübingen

Tübingen. Drei Tübinger Professoren und die CeGaT GmbH gründen die CeMeT GmbH zur Bestimmung, Analyse und Bewertung des Metagenoms für humanmedizinische, zahnmedizinische und veterinärmedizinische Fragestellungen.

Unter Mikrobiota (früher als „Bakterienflora“ bezeichnet) werden die Mikroorganismen eines bestimmten Lebensraums zusammengefasst. Sie schließt nützliche und schädliche Bakterien, aber auch Viren, Pilze und Parasiten ein, die auf der Haut, Schleimhaut oder im Darm eines Menschen vorkommen. Diese bilden ein Ökosystem, in dem Interaktionen zwischen Mikroorganismen sowohl positive als auch negative Folgen für die menschliche Gesundheit haben können. Das Metagenom ist die Erbinformation der gesamten Mikrobiota.

Die Rolle der Mikrobiota bei der Entstehung chronischer Krankheiten rückt zunehmend in den Fokus der Forschung und der Medizin. „Wir sind überzeugt davon, dass Metagenominformationen in der nahen Zukunft eine ganz erhebliche Rolle in der Patientenversorgung spielen werden“, so Professor Ingo Autenrieth, Ärztlicher Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene am Universitätsklinikum Tübingen und Gründungsgesellschafter der CeMeT. So wurden beispielsweise in den letzten Jahren viele ursächliche Zusammenhänge zwischen der Mikrobiota im Darm und Krankheiten wie Darmentzündungen, Diabetes und Krebs bis hin zu Multipler Sklerose, Asthma und Übergewichtigkeit (Adipositas) gezeigt. „Die Bestimmung und Analyse des Metagenoms wird in der Medizin von immer größerer Bedeutung werden, um Risikofaktoren zu erkennen und individuelle Therapien zu planen“, ergänzt Isabell Flade, Geschäftsführerin der CeMeT.

Um bei dieser Entwicklung nicht nur von vornherein dabei zu sein, sondern um diese zu gestallten, haben die CeGaT GmbH mit den Universitätsprofessoren Ingo Autenrieth und Daniel Huson sowie Professor Detlef Weigel, Direktor am Tübinger Max-Planck-Institut, die CeMeT GmbH gegründet. Professor Huson, ein renommierter Bioinformatiker und Professor Weigel, ein weltweit führender Evolutions- und Genomforscher, sind in der Lage, riesige Datenmengen, wie sie bei Metagenomuntersuchungen anfallen, auszuwerten. Die CeMeT ist das erste Unternehmen, das sich in der vollen Bandbreite dem Thema „Metagenomics“ widmet, um humanmedizinische, zahnmedizinische und veterinärmedizinische Fragestellungen zu lösen. „Die Expertise, über die wir in der CeMeT verfügen, also Präanalytik, Sequenzierung, Datenauswertung, Mikrobiologie, und Medizin, ist deutschlandweit einzigartig.“, so Dr. Dirk Biskup, Geschäftsführer der CeGaT GmbH. „Dies wird sowohl der Forschung als auch kurz- bis mittelfristig den Patienten zugutekommen.“

Die CeMeT GmbH hat sich zum Ziel gesetzt, nach dem neuesten Stand der Technik Metagenome zu bestimmen, zu analysieren und zu bewerten. Dabei liegt der Fokus darauf, medizinische Fragestellungen zu klären und die medizinische Diagnostik am Standort Tübingen in die Zukunft zu führen.

Über CeGaT
Die CeGaT GmbH, Tübingen wurde im Jahr 2009 von Dr. Dr. Saskia Biskup und Dr. Dirk Biskup gegründet. Grundlage für den Erfolg des Unternehmens ist ein etablierter Hochdurchsatzprozess für die Anwendung von Next-Generation Sequencing in der molekularen Diagnostik und die große Expertise im Bereich genetisch bedingter Erkrankungen.

CeGaT wurde unter anderem als bestes deutsches Start-Up Unternehmen mit dem Deutschen Gründerpreis 2011 ausgezeichnet. Außerdem war CeGaT Top 3 Finalist bei der Boston Children’s Clarity Challenge 2012 (und der einzige Teilnehmer weltweit, der jede der möglichen genetischen Veränderungen bei allen drei untersuchten Familien nachweisen konnte) und „Entrepreneur des Jahres 2013“.

2013 setzte die CeGaT fast zehn Millionen Euro um und konnte damit im vierten Jahr in Folge den Umsatz mehr als verdoppeln. Heute umfasst das CeGaT-Team über 80 Mitarbeiter sowie ein Tochterunternehmen B. Braun CeGaT, LLC in den USA.

Über Prof. Dr. Ingo Autenrieth
Ingo Autenrieth ist Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie. Nach dem Medizinstudium in Ulm und Dundee als Arzt und Wissenschaftler an den Universitäten Ulm und Würzburg sowie als Gastwissenschaftler am Schweizerischen Institut für Experimentelle Krebsforschung (ISREC) und von 1996-2000 als Professor am Max von Pettenkofer-Institut an der Universität München tätig. Seit 2000 leitet er als Ärztlicher Direktor das Institut für Mikrobiologie und Hygiene am Universitätsklinikum Tübingen.

Am Institut von Ingo Autenrieth werden Krankheitsprozesse bakterieller Infektionen erforscht und die infektionsmedizinische Labordiagnostik für Patienten des Universitätsklinikums durchgeführt. Weitere Schwerpunkte sind die Erforschung der Darmflora (Mikrobiota) und des Darmassoziierten Immunsystems, die Resistenz von Infektionserregern gegen Antibiotika. Autenrieth und seine Mitarbeiter haben mehrere hundert Artikel in international renommierten Fachzeitschriften veröffentlicht.

Autenrieth leitet des Deutsche Zentrum für Infektionsforschung am Standort Tübingen und ist federführend in zahlreichen Forschungsverbünden, etwa im DFG-Schwerpunktprogramm „Mikrobiota des Darmes“ und nationalen und internationalen wissenschaftlichen und medizinischen Beratungsgremien tätig. Seit 2006 ist er Dekan der Medizinischen Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen und Mitglied des Vorstands des Universitätsklinikum Tübingen.

Über Prof. Dr. Daniel Huson
Daniel Huson ist Mathematiker und Bioinformatiker. Nach Promotion und Habilitation in Mathematik an der Universität Bielefeld war er zwei Jahre lang Post-Doc an der Princeton University. Danach arbeitete er von 1999 bis 2002 als Senior Staff Scientist bei Celera Genomics Corp. in Rockville (Maryland, USA) und war an der Entschlüsselung des menschlichen Genoms beteiligt. Seit 2002 ist er Professor für Algorithmen der Bioinformatik an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Entwicklung von Software und Algorithmen in den Bereichen Evolution, Genomik und Metagenomik. Er ist Autor von MEGAN, dem meistbenutzten interaktiven Programm zur Mikrobiomanalyse. Sein Team gewann 2013 den mit einer Million Dollar dotierten DTRA Algorithms Challenge “Identify Organisms from a Stream of DNA”.

Über Prof. Dr. Detlef Weigel
Detlef Weigel ist ein deutsch-amerikanischer Biologe. Nach der Promotion am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie und einem Postdoc-Aufenthalt am Caltech war Weigel von 1993 bis 2002 Professor am Salk Institut in La Jolla. Seit 2002 leitet er als Direktor die Abteilung für Molekularbiologie am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie in Tübingen.

Weigel und seine Mitarbeiter haben wesentliche Beiträge zum Verständnis der genetischen und genomischen Variation, insbesondere bei Pflanzen, geleistet. Sie sind weltweit führend in der Genomforschung und in der Entwicklung neuer genetischer und genomischer Methoden und Ressourcen. Die drei angesehensten Zeitschriften der Lebenswissenschaften, Science, Nature und Cell, haben über 40 Artikel von Weigel veröffentlicht. Er ist der zurzeit am meisten zitierte Entwicklungs- und Evolutionsbiologe im deutschsprachigen Raum und der am meisten zitierte Pflanzenbiologie Europas.

Weigel ist in zahlreichen wissenschaftlichen Beiräten tätig und sitzt gegenwärtig dem Rat der European Molecular Biology Organization vor. Weigels Arbeiten sind vielfach ausgezeichnet worden, unter anderem mit dem Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Er ist gewähltes Mitglied der US National Academy of Sciences, der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina sowie Auswärtiges Mitglied der Royal Society.

Beteiligung
Die B. Braun Melsungen AG, Mutterkonzern der Aesculap AG in Tuttlingen, beteiligt sich mit 20 Prozent an der CeGaT GmbH. Mit diesem Schritt stieg B. Braun im Jahr 2012 erstmals in den Markt für Gendiagnostik ein.