Fortschritt für die Patientensicherheit

Das Aktionsbündnis Patientensicherheit würdigt Maßnahmen aus der klinischen Praxis mit dem Deutschen Preis für Patientensicherheit.

Tuttlingen. Das Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) würdigt zum dritten Mal wirkungsvolle Maßnahmen aus der klinischen Praxis mit dem Deutschen Preis für Patientensicherheit. Eine Jury mit Experten aus dem Gesundheitssystem prämiert im Rahmen der APS-Jahrestagung in Berlin vier Arbeiten und zeichnet sie mit insgesamt 20.000 Euro aus. Das ‚Patient Blood Management‘ der Forschungsgruppe um Prof. Dr. Dr. Kai Zacharowski vom Universitätsklinikum Frankfurt erhält 10.000 Euro. Ein Team aus dem Königin Elisabeth Herzberge Krankenhaus (KEH) in Berlin entwickelte ein Konzept, das postoperative Verwirrtheitszustände reduziert und bekommt 6.000 Euro. Je 2.000 Euro gehen an zwei Projekte, die die Notfallversorgung optimieren.


Eine Medizinergruppe aus Frankfurt implementierte mit Kollegen in Bonn, Münster und Kiel ein Blutmanagementsystem. Dieses identifiziert Patienten mit verstärktem Risiko für Anämie und etabliert fremdblutsparende Maßnahmen sowie einen rationalen Einsatz von Blutkonserven. Durch das ‚Patient Blood Management‘ verringern die Ärzte den Bedarf an Bluttransfusionen um zehn Prozent. Dies vermindert das Risiko akuter Nierenschädigung für die Operierten und senkt darüber hinaus Kosten. Eine Studie mit rund 130.000 Patienten belegt den Nutzen für die Betroffenen. Deutschlandweit setzen bereits mehr als 100 Kliniken das System ein.


Am Berliner KEH entstand in einer zwei-Jahres-Studie auf einer chirurgischen Station das zweitplatzierte Konzept ‚Demenz-Delir-Management‘. Hier etablieren die Stationen Delirspezialisten und richten ein multiprofessionelles Delirmanagement ein. Den dritten Platz teilen sich zwei Teams. Mediziner der Dresdner Universitätsklinik führten ein interdisziplinäres, innerklinisches Notfallmanagement ein. Eine Gruppe des Universitätsklinikums der RWTH Aachen erarbeitete eine softwaregestütztes Notfallversorgung auf Basis zielgenauer Checklisten.


„Die Ausschreibung brachte hervorragende Teams zusammen, die mit ihren Ergebnissen die Patientensicherheit im klinischen Alltag entscheidend nach vorne bringen“, berichtet Professor Dr. Moritz Wente, Laudator und Chief Medical Officer der Aesculap AG. Die 40 eingereichten Arbeiten stammen überwiegend aus dem Klinik- und Praxisalltag, was für umsetzungsstarke Lösungen spricht. Sie drehen sich um Themen wie Arzneimitteltherapie, Bildung und Schulung sowie Fehlermelde- und Berichtswesen von Forschungsinstituten, Verbänden und Kliniken aus allen Bereichen der Gesundheitsversorgung.


Die insgesamt 20.000 Euro für den Deutschen Preis für Patientensicherheit stiften das B. Braun Unternehmen Aesculap Akademie in Tuttlingen zusammen mit dem Versicherungsdienst Ecclesia, dem Gesundheitsunternehmen MSD Sharp & Dohme und dem medizinischen Fachverlag Thieme. „Mit dieser Initiative Patientensicherheit zu fördern trifft den Kern unserer Unternehmenskultur und ergänzt unsere eigenen Aktivitäten“, erklärt Professor Dr. Hanns-Peter Knaebel, Vorstandsvorsitzender der Aescualp AG.

 

Über das Aktionsbündnis Patientensicherheit
Vertreter der Gesundheitsberufe, ihrer Verbände, der Patientenorganisationen, aus Industrie und Wirtschaft sowie weitere Interessierte haben sich 2005 im APS zusammengeschlossen. Sie bauen eine Plattform zur Verbesserung der Patientensicherheit in Deutschland auf. Zusammen entscheiden und tragen sie die Projekte und Initiativen des gemeinnützigen Vereins. Dieser setzt sich ein für eine sichere Gesundheitsversorgung und widmet sich dem Erforschen, Entwickeln und Verbreiten geeigneter Methoden und Instrumente.

 

Preis Patientensicherheit
Sie ehren die Gewinner – Hedwig Francois-Kettner, APS-Vorsitzende und Prof. Dr. Moritz Wente, Chief Medical Officer der Aesculap AG, gratulieren den Vertretern des Siegerkonzepts Dr. Andrea Steinbicker, Uniklinik Münster, und Prof. Dr. Patrick Meybohm, Uniklinik Frankfurt (v.l.n.r.).